August 2024 – Daten und Zahlen für die Rettung von Arten in weltweit größter tierischer Datenbank.

Tierpark Nordhorn trägt zum globalen Artenwissen bei.

Der Schwund der Biodiversität bzw. das menschengemachte Artensterben ist eine der großen Katastrophen unserer Zeit. Allein in Deutschland gelten laut Roter Liste im Jahr 2020 schon 41% der Säugetiere als bestandsgefährdet oder ausgestorben. 9 % sind „extrem selten“. Nur 33% der Säugetiere in Deutschland gelten als ungefährdet.

„Fast täglich verschwinden Tierarten von unserem Planeten. Und dieser Schwund ist unwiederbringlich! Einmal ausgerottet heißt für immer ausgerottet!“ so Zoodirektor Dr. Nils Kramer. „Deshalb setzen sich Zoos weltweit für die Rettung von Arten und ihrer Lebensräume ein!“

Ohne Vernetzung und Wissensaustausch kann Artenschutz nicht gelingen. Deshalb haben sich die Zoos zu einem riesigen Datennetz zusammengeschlossen.

Wussten Sie, dass der Tierpark Nordhorn eine zentrale Rolle bei der Schaffung der weltweit größten und umfassendsten Wissensdatenbank zu mehr als 22.000 Arten spielt? Als Mitglied der globalen gemeinnützigen Organisation Species360 steuert der Familienzoo regelmäßig Daten zu den Tieren und Gruppen bei, die sich in seiner Obhut befinden. Die Informationen werden im Zoological Information Management System (ZIMS) von Species360 erfasst, das mittlerweile 50 Jahre alt ist und die weltweit größte Datenquelle zu den verschiedenen Tierarten darstellt. Bis heute hat der Tierpark Daten zu mehr als 6.318 Tieren und 362 Arten, Unterarten und Rassen beigetragen.

ZIMS kombiniert die Daten des Nordhorner Tierparks mit Beiträgen von gleichgesinnten Artenschutzinstitutionen weltweit. Das Ergebnis verändert das Wissen über Tiere und ihre Umwelt, einschließlich Erkenntnissen zu Krankheitsbehandlungen, Tierschutz, Populationsgesundheit und Artenschutz.

„Wir sind stolz, Teil dieser internationalen Bemühungen und ihrer Auswirkungen auf den Tierschutz und die Erhaltung der Tierwelt zu sein. Im Rahmen unseres Engagements für den Naturschutz und das Tierwohl erfassen wir sorgfältig Daten zu unseren Tierbeständen. Dies stellt sicher, dass unsere Tiere die beste Pflege erhalten und trägt zur Bestandsverwaltung und Erhaltung der Arten bei. Indem wir unser Wissen und unsere Expertise weiterhin teilen, können wir noch größere Fortschritte beim Schutz der Artenvielfalt unseres Planeten erzielen“, sagte Dr. Nils Kramer, Geschäftsführender Leiter der Tierpark Nordhorn gGmbH.

Der Familienzoo verwendet wie andere Zoos, Aquarien und Wildtiereinrichtungen weltweit ZIMS, um über jedes Tier und jede Gruppe gut informiert zu sein.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Tools. So hilft beispielsweise Species360 „Global Medical Resources“, Teil des ZIMS-Moduls für Tiermedizin, weltweit den Zootierärzten bei der Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten, indem hier z.B. Vergleichswerte für normale Bluttestergebnisse bereitgestellt werden.

ZIMS für Zuchtbücher wird von Naturschutzteams weltweit verwendet, um die genetische Vielfalt und Gesundheit von Tierpopulationen in menschlicher Obhut sicherzustellen. Dies ist von entscheidender Bedeutung für Wiederansiedlungsprogramme, bei denen Naturschutzinstitutionen daran arbeiten, einheimische Arten in ihren natürlichen Lebensräumen wieder anzusiedeln und sicherzustellen, dass diese Populationen gesund und nachhaltig sind.

Damit die Tierbestände auch im Hinblick auf mögliche Wiederauswilderungen genetisch gesund gehalten werden, werden die verschiedenen Arten in Zuchtbüchern, den sogenannten Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen (EEP) gemanagt. Diese erfüllen die Archefunktion, um die Tierarten über die Zeit zu bewahren und ihnen eine Chance auf ein Überleben auf Dauer zu sichern. Der Tierpark Nordhorn beteiligt sich mittlerweile an 13 dieser Zuchtprogramme.

So beherbergt der Familienzoo die weltweit seltenste Großkatze, den Amurleopard. Nur noch rund 100 Tiere gibt es im ursprünglichen Lebensraum. Weitere rund 100 Tiere werden mittlerweile im entsprechenden EEP vor der Ausrottung bewahrt.

Bereits im ursprünglichen Lebensraum ausgerottet sind leider die Vietnam Sikahirsche des Tierparks. Diese anmutigen Tiere haben nur überlebt, weil engagierte Menschen sich für ihren Erhalt eingesetzt haben.

Um der vollkommenen Ausrottung des Blaulatzsittichs zuvorzukommen, wurden über das EEP Restbestände zur Erhaltungszucht zusammengeholt. In Ost-Brasilien leben schätzungsweise nur noch 3.000 – 4.000 Individuen mit stark abnehmender Tendenz. Der Zweck des Zuchtprogrammes ist der Aufbau eines stabilen Bestandes in den Zoos und die Hoffnung, nach der Schaffung eines Schutzraumes im ursprünglichen Verbreitungsgebiet, Tiere dort wiederansiedeln zu können.

Genauso wurde mit den Habichtskäuzen verfahren, die in Deutschland fast und in Österreich komplett ausgerottet waren. Über das EEP für Habichtskäuze gehen Nachzuchten aus Zoos in zwei Auswilderungsprojekte. Der Tierpark Nordhorn hat aktuell die erste erfolgreiche Nachzucht an die Auswilderung im Biosphärenreservat Wienerwald abgegeben. Zoodirektor Dr. Nils Kramer freut sich über die Beteiligung des Zoos an diesem erfolgreichen Auswilderungsprojekt: „Es wäre schön, wenn auch der kleine Nordhorner Kauz in Zukunft zur Arterhaltung beitragen wird! Und wir hoffen sehr, dass ihm noch viele weitere Jungtiere aus dem Familienzoo folgen werden.“