Juni 2024 – Tierpark Nordhorn gibt seltenen Kauz in Auswilderungsprojekt.

Erster Habichtskauz-Nachwuchs wird im Biosphärenpark Wienerwald angesiedelt.

Seit vier Jahre lebt ein Pärchen Habichtskäuze gemeinsam mit einigen weiblichen Schneeeulen in der begehbaren „Eulen-Tundra“ im Familienzoo in der Grafschaft Bentheim. Das Team des Tierparks freut sich nun sehr über den allerersten Nachwuchs der Habichtskäuze. Anfang Mai hatten die Tierpfleger den ersten Hinweis darauf, dass sich bei dem brütenden Paar etwas verändert hat, denn die angenommenen Futterportionen wurden größer. Einige Wochen später bestätigte sich dies endgültig – der kleine, flauschige „Mitesser“ zeigte sich erstmals an der Öffnung zur Bruthöhle. Die Habichtskäuze waren damit erstmals zu dritt. „Das besondere an unseren Eulen ist, dass uns dieses Zuchtpaar von der Österreichischen Vogelwarte für die Teilnahme an deren Habichtskauz- Wiederansiedlungsprojekt zur Verfügung gestellt wurde!“ so der zuständige Kurator Dr. Dirk Wewers. Es wurde vereinbart, dass alle Nachkommen dieses Paares im Wienerwald-Projekt ausgewildert werden. Die notwendigen Transporte können Dank des Artenschutzeuros vom Tierpark Nordhorn organisiert werden.

Damit die Auswilderung für den Vogel so erfolgreich wie möglich verläuft, sollte er bestenfalls bis zum 80sten Lebenstag im Projektgebiet eingetroffen sein. Junge Vögel stellen sich deutlich leichter auf ihren neuen Lebensraum ein als Altvögel. Dort wird der junge Kauz dann sofort in ein Freilassungsgehege gebracht und nach etwa 14 Tagen vor Ort in seinen neuen Lebensraum entlassen.

Der Habichtskauz ist, nach dem Uhu, unsere zweitgrößte heimische Eulenart und wurde im vorigen Jahrhundert in Österreich komplett und in Deutschland bis auf eine Restpopulation im Bayrischen Wald ausgerottet. Seit 2009 werden im Biosphärenpark Wienerwald und im Wildnisgebiet Dürrenstein unter der Projektleitung von Richard Zink (Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien bzw. Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung) junge Habichtskäuze angesiedelt. Dadurch soll eine Verbindung zwischen den inselartigen Habichtskauzvorkommen in Österreichs Nachbarländern ermöglicht und so das Überleben der Habichtskäuze dauerhaft gesichert werden. Einen großen Anteil an dem Projekterfolg haben Zoos und Tierparks, die regelmäßig Nachzuchten ihrer Habichtskäuze kostenfrei zur Auswilderung in das Projekt geben. Mittlerweile wurden allein im Biosphärenpark Wienerwald über 200 junge Eulen freigelassen. Einige davon haben inzwischen in freier Wildbahn selbst Nachwuchs bekommen.

Zoodirektor Dr. Nils Kramer freut sich über die Beteiligung des Zoos an diesem erfolgreichen Auswilderungsprojekt: „Es wäre schön, wenn auch der kleine Nordhorner Kauz in Zukunft zur Arterhaltung beitragen wird! Und wir hoffen sehr, dass ihm noch viele weitere Jungtiere aus dem Familienzoo folgen werden.“

 

Foto (Jörg Everding): Mutter und Jungtier an dem gut versteckten Nistplatz.

Foto (Tierparkarchiv): Der projektspezifische Fußring für den Nordhorner Kauz. Wenn der Vogel für den Transport eingefangen wird, bekommt er den Ring um den Fuß und es wird eine Federprobe zur Geschlechtsbestimmung genommen.